Thematisches Verzeichnis der klavierbegleiteten Sololieder Fanny Hensels
Annette Maurer
224 S. mit zahlreichen Notenbeisp. und vielen Abbildungen
Fanny Hensel gilt als eine der bedeutendsten deutschen Komponistinnen des 19. Jahrhunderts. In Hensels Gesamtwerk nehmen die Lieder neben den Klavierwerken eine herausragende Stellung ein. Nicht nur die große Anzahl der Lieder spricht für sich, sondern auch die Kontinuität, mit der sie Lieder komponierte sowie der Ehrgeiz, mit dem sie sich um eine Weiterentwicklung ihres Liedstils bemühte. Felix Mendelssohn schätzte insbesondere Fannys Lieder, er zählte sie “zum allerbesten, was wir an Liedern besitzen”. Annette Maurer führt erstmalig alle 249 Sololieder Fanny Hensels mit Notenbeispielen, Entstehungsdatum, Quellen und ggf. Erstausgabe auf. Eine Einführung in die Quellen, zusätzliche Erläuterungen sowie weitere Verzeichnisse machen die Veröffentlichung zu einem unentbehrlichen Nachschlagewerk.
Annette Maurer, 1964 in Lethmathe geboren, studierte von 1983-1989 in Dortmund und Bochum Schulmusik und Evangelische Theologie. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt seit 1990 auf den Werken Fanny Hensels.
„…Somit ist für die große Menge an Liedautographen, Abschriften, Albumblätter und Drucke ein Gesamtüberblick gegeben, der sowohl für die weitere stilkritische Forschung als auch für den musikalisch-praktischen Gebrauch hilfreich und unerlässlich ist. Wünschenswert wäre ein Gesamtverzeichnis Fanny Hensels in gleicher Gründlichkeit.“
(Gisela A. Müller in „Die Musikforschung“)
Leseprobe
“Wenn ich mir in stiller Seele“ (Goethe)
Datierung: 19. Januar 1828
Autographe: 1. MA Depos. Lohs 2, 5. 16 (2. Teil in D-Dur), 2. Albumblatt, 1 Blatt (Es-Dur; möglicherweise eine andere Vertonung des Gedichtes).
Letzter Nachweis: 1891 im Besitz von Max Friedlaender.
Goethe hatte bei Besuchen Felix Mendelssohns und seiner Familie in Weimar auch einige Lieder von Fanny kennengelernt. Als er erfuhr, dass Fanny sich über den Mangel an zur Komposition geeigneten Gedichten beklagte, übergab er Zelter dieses Gedicht. Das Autograph der Verse befindet sich in einem Album Fanny Hensels; der von Karl Mendelssohn Bartholdy beigegebene Titel „An die Entfernte“ ist nicht authentisch (Mendelssohn-Archiv, MA BA 188, 5. 1, am Schluss: Weimar d. 13. Octbr 1827; Karl Mendelssohn Bartholdy, Goethe und Felix Mendelssohn, Leipzig 1871, 5. 16).
In ihrem bei Friedlaender vollständig abgedruckten Dankschreiben an Goethe vom 25. Oktober 1827 schreibt Fanny: “Wenn es mir gelänge, die richtigen Töne zu Ihren Worten zu finden, würde ich mich vielleicht als weniger unwürdige Besitzerinn [sic] solches Schatzes betrachten dürfen, in welchem Sie mir, mit der Aufgabe zugleich einen Lohn verliehen haben, den nicht einmal die glücklichste Lösung erwarten durfte” (Musikerbriefe, in: Goethe-Jahrbuch 12/1891, S. 116)