„Madame Hensel war eine unvergleichbare Musikerin, eine ausgezeichnete Pianistin, eine geistig überlegene Frau; sie war klein, fast schmächtig, aber der feurige Blick aus tiefen Augen verriet ungewöhnliche Energie. Als Komponistin war sie von seltener Begabung …“
Charles Gounod
„Möge hier der Eindruck der ganzen Persönlichkeit Fanny Hensels zusammengefaßt werden: Sie war klein von Gestalt und hatte – ein Erbteil von Moses Mendelssohn – eine schiefe Schulter, was aber wenig zu sehen war. Das Schönste an ihr waren die großen, dunkeln, sehr ausdrucksvollen Augen, denen man die Kurzsichtigkeit nicht ansah. Nase und Mund waren ziemlich stark, sie hatte schöne, weiße Zähne. Der Hand sah man die Ausarbeitung durchs Klavierspiel an. Sie war schnell und dezidiert in ihren Bewegungen, das Gesicht war sehr lebendig, alle Stimmungen spiegelten sich auf demselben treu wieder; Verstellung war ihr unmöglich. (…) Frische Luft atmete sie tief und voll ein und erklärte dies für einen der größten Genüsse. Ebenso intensiv war allerdings ihr Ärger über alles Häßliche, ihr Zorn über alles Schlechte. Gegen langweilige, fade eitle und hohle Menschen war sie sehr intolerant, und hatte gewisse betes noires gegen die sie ihre Antipathie durchaus nicht bemeistern konnte. Ihr Gesicht nahm dann bald einen Ausdruck so tiefen Unglücks an, daß sie ihre Umgebung häufig dadurch in die größte Heiterkeit versetzte, wenn die Ursache in so gar keinem Verhältnis zu der in ihr hervorgerufenen Stimmung stand. War diese verflogen, so lachte sie wohl selbst darüber und war doch das nächstemal ebensowenig imstande, sich zu bezwingen.“
Sebastian Hensel, Die Familie Mendelssohn II, Berlin 1908, S. 446
Felix kommentiert Wilhelm Hensels Porträtzeichnung von 1829:
„Auch Fannys großes Portrait ist schön, aber es gefällt mir nicht. Ich sehe, wie herrlich es gezeichnet, wie sprechend ähnlich es ist; aber in der Stellung, Kleidung, im Blick, in der ganzen sybilligen Prophetenhaftigkeit oder schwärmenden Begeisterung ist mein Cantor nicht getroffen. Da liegt die Begeisterung nicht so oben auf, mehr innen drin… Nimm mir das nicht übel, Hofmaler; aber ich kenne meine Schwester doch länger als du, habe sie als Kind in meinen Armen getragen (Übertreibung)…”
Sebastian Hensel, Die Familie Mendelssohn I, Berlin 1908, S. 330)
Weihnachten feierte die Familie Hensel im großen Familien- und Freundeskreis, auch die im Hause lebenden Schüler Wilhelm Hensels waren dabei; es wurden Theatersketche gespielt, großartige Verkleidungen inszeniert und Geschenkdekorationen aufgebaut.
Fanny an Felix: „23.Dec 1834. Da ich Dir nichts schicke als mein Quartett, (verschollen, Anm. d. Verf.), so wollte ich es doch nicht ohne Brief schicken, und da ich vor Weihnachten nichts Vernünftiges schreiben kann, so lasse ich es bis nach Weihnachten liegen.
25sten. Dabei blieb es denn auch richtig vorgestern. Wir haben einen der lustigsten Weihnachten gehabt, u. nur bedauert, daß du nicht dabei warst, bie meiner Kenntnis Deines Charakters glaube ich, Du hättest vor Lachen unter dem Tisch gelegen.“
M. Citron (1987), S. 480
„Auf dem Berliner Dreifaltigkeitsfriedhof liegt die Komponistin Fanny Caecilie Hensel, geborene Mendelssohn Bartholdy unter einem schweren roten Granitstein, mit einem bis zum hohen A ins Himmelreich sich aufschwingenden Liedchen daraufgemeißelt, was wohl ihr Gatte angeordnet haben mag, der nun auch dabei liegt und für sich selbst das gleich helle Grabkreuz wählte wie der Bruder. So ist Fanny, ganz wie im Leben, schön gerahmt von ihren beiden Männern oder, wie sie einmal in der ihr eigenen herben Art bemerkt hat: ‘wie der Esel zwischen zwei Heubündeln’.”
Eleonore Büning, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.6.1997